Der Mehrgenerationenhaushalt oder schon nur die migrantische Familienstruktur, bei der die Kinder erst ausziehen wenn sie (mit Verwandten..) verheiratet werden?
Ist das frühe Ausziehen aus dem Elternhaus dieser adlige Drang nach Freiheit und Selbstständigkeit? Oder dekandenter, entwurzelnder Individualismus?
Ist das Landleben zwangsläufig das Langhausleben? Die neugierige Dorfgemeinschaft.. Die totale Abstinenz von Happenings
Sind Singlehaushalte und die Vereinsamsung der Leute demnach das Gegenteil vom Langhaus? Schließlich hat jeder jetzt seine eigene Wohnung. Und kommt das studentische WG-Leben dem Langhaus nicht noch viel näher, als alles andere? Mit völlig Fremden die Wohnung und somit Küche, Bad und Toilette zu teilen?
Nun, Boomer sind in der Politik leider wirklich überrepräsentiert und das ganze System wird nach ihrem erbärmlichen Drang nach Lebensverlängerung und Frieden geformt. Aber auf der Individuellen ebene, wo beginnt das Langhaus?
1. Mehrgenerationenhaushalt und migrantische Familienstrukturen sind langhausig. Nukleare Familien sind nicht-langhausig. "Mehrgenerationenhaushalte" der Adligen waren auch nicht-langhausig, weil genügend Distanz bestand.
2. Das frühe Ausziehen ist dieser Drang. Individualismus ist nicht schlecht.
3. Das Landleben ist tendenziell langhausiger als das Stadtleben, ja.
4. Singlehaushalt resultiert nicht zwangsweise in Vereinsamung. Zur "Male Loneliness Crisis" schreibe ich irgendwann noch einen Artikel. Studentische WGs sind langhausig.
5. Da, wo Gemeinschaft übers Individuum gestellt wird.
"Jenen Eroberern selbst gelang es irgendwie, sich aus diesen “Standardzuständen” der menschlichen Natur zu befreien. Wir können nur mutmaßen, wie: Vielleicht wurde in deren Langhäuser einmal ein durch Mutationen derart starkes Individuum hineingeboren, das die Zustände nicht ertrug und sich über sie erhob - und seinen Stamm mit sich?"
"Irgendwie"? - ich meine die Wikinger hatten dafür ein Mittel - die jungen Männer wurden auf Kaperfahrt geschickt (bzw. haben selbst so entschieden), und waren damit keine Gefahr mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass die unbeabsichtigte Folge davon war, dass Rückkehrer, nun mit entsprechenden Reichtümern und Erfahrungen gesegnet, sofort eine andere Stellung einnahmen, und damit das "Longhouse" über Zeit aufgebrochen wurde.
Überhaupt ist ein Problem der Neuzeit, in der keine geografischen Eroberungen mehr möglich sind, dass dieses Ventil nicht mehr besteht. Surrogat-Erfahrungen im Unternehmertum und Ausbrechen-Wollen aus dem Longhouse (corporate & Staat) sind ein gutes Indiz hierfür.
Was den Fokus auf die Gemeinschaft betrifft, so muss man konstatieren, dass die faschistischen Bewegungen (und ich meine dies nicht abwertend) dies auch taten, allerdings unter Betonung auf individuelle Leistungbereitschaft ("Bewährung") und unter spezieller Referenz auf die Jugend als Heilsbringer (Giovinezza, Giovinezza).
Die einfache Gegenüberstellung Gemeinschaft - Individuum zur Bestimmung des Longhouse-Geistes greift daher meines Erachtens nicht. Mussolini war sicherlich kein Longhouser, haha.
Ansonsten guter Artikel. Für den Kampfbegriff denke ich reicht aus zu verstehen, dass Longhouse eine Verweiberung und Erstarrung bedeutet. Blos nichts ändern, blos keine Konflikte, immer schön Belehren wie die Regeln sind - Linke eben.
Sorry Archäologiestudent hier. Unsere Vorfahren waren bei weitem nicht so Primitiv wie dargestellt (Nebenbei, das Langhaus als Bauform gab es wesentlich länger, worüber in diesem Artikel geschrieben wird ist das Wohnstallhaus, und das gab es in manchen Regionen auch bis weit ins 17. Jahrhundert). Die Menschen in der Frühzeit waren weitaus Hygienischer als man das denkt, z.b. die Germanen wurden von den Römern teilweise als Sauberkeitsfanatiker belächelt. Schon in der Steinzeit sind Kämme eine der weitverbreitetsten Funde. In einem Langhaus haben auch keine 50-100 Menschen in einem Raum gelebt, sondern eher vielleicht 15-20 in einem Haus. Anhand von Friedhöfen kann man einigermaßen die jeweilige Bevölkerung einer Siedlung abschätzen, und das dann auf die gefundenen Häuser hochrechnen.
Das 1. ziemlich groß war (im Schnitt für z.b. die Aunjetitzer Kultur etwa 25-30x6-8m, also 150-250 Quadratmeter, während das größte 11x56m groß war, und 2. eben höchstwahrscheinlich nicht nur ein Raum. Wir wissen einfach nur nichts über die Raumaufteilung, weil das eben nur Flechtwerk/Lehm waren, die sich nicht erhalten haben. Aber schon Aufgrund von Phosphatanalysen im Boden kann man ablesen, dass die Tiere nicht frei herumgelaufen sind, sondern auf einen bestimmten Hausbereich beschränkt waren.
"Wem allerdings die Aussicht auf das Gegenteil des Langhauses Mut und Hoffnung macht - auf das Hochhaus nämlich (...) - der ist rechts."
Das Hochhaus ist nicht rechts sondern unmenschlich. Das Hochhaus versinnblldlicht die Atomisierung innerhalb der Massengesellschaft. Das ist die Steigerung des Langhauses.
Wie sieht das moderne Langhaus aus?
Der Mehrgenerationenhaushalt oder schon nur die migrantische Familienstruktur, bei der die Kinder erst ausziehen wenn sie (mit Verwandten..) verheiratet werden?
Ist das frühe Ausziehen aus dem Elternhaus dieser adlige Drang nach Freiheit und Selbstständigkeit? Oder dekandenter, entwurzelnder Individualismus?
Ist das Landleben zwangsläufig das Langhausleben? Die neugierige Dorfgemeinschaft.. Die totale Abstinenz von Happenings
Sind Singlehaushalte und die Vereinsamsung der Leute demnach das Gegenteil vom Langhaus? Schließlich hat jeder jetzt seine eigene Wohnung. Und kommt das studentische WG-Leben dem Langhaus nicht noch viel näher, als alles andere? Mit völlig Fremden die Wohnung und somit Küche, Bad und Toilette zu teilen?
Nun, Boomer sind in der Politik leider wirklich überrepräsentiert und das ganze System wird nach ihrem erbärmlichen Drang nach Lebensverlängerung und Frieden geformt. Aber auf der Individuellen ebene, wo beginnt das Langhaus?
1. Mehrgenerationenhaushalt und migrantische Familienstrukturen sind langhausig. Nukleare Familien sind nicht-langhausig. "Mehrgenerationenhaushalte" der Adligen waren auch nicht-langhausig, weil genügend Distanz bestand.
2. Das frühe Ausziehen ist dieser Drang. Individualismus ist nicht schlecht.
3. Das Landleben ist tendenziell langhausiger als das Stadtleben, ja.
4. Singlehaushalt resultiert nicht zwangsweise in Vereinsamung. Zur "Male Loneliness Crisis" schreibe ich irgendwann noch einen Artikel. Studentische WGs sind langhausig.
5. Da, wo Gemeinschaft übers Individuum gestellt wird.
Interessant.
"Jenen Eroberern selbst gelang es irgendwie, sich aus diesen “Standardzuständen” der menschlichen Natur zu befreien. Wir können nur mutmaßen, wie: Vielleicht wurde in deren Langhäuser einmal ein durch Mutationen derart starkes Individuum hineingeboren, das die Zustände nicht ertrug und sich über sie erhob - und seinen Stamm mit sich?"
"Irgendwie"? - ich meine die Wikinger hatten dafür ein Mittel - die jungen Männer wurden auf Kaperfahrt geschickt (bzw. haben selbst so entschieden), und waren damit keine Gefahr mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass die unbeabsichtigte Folge davon war, dass Rückkehrer, nun mit entsprechenden Reichtümern und Erfahrungen gesegnet, sofort eine andere Stellung einnahmen, und damit das "Longhouse" über Zeit aufgebrochen wurde.
Überhaupt ist ein Problem der Neuzeit, in der keine geografischen Eroberungen mehr möglich sind, dass dieses Ventil nicht mehr besteht. Surrogat-Erfahrungen im Unternehmertum und Ausbrechen-Wollen aus dem Longhouse (corporate & Staat) sind ein gutes Indiz hierfür.
Was den Fokus auf die Gemeinschaft betrifft, so muss man konstatieren, dass die faschistischen Bewegungen (und ich meine dies nicht abwertend) dies auch taten, allerdings unter Betonung auf individuelle Leistungbereitschaft ("Bewährung") und unter spezieller Referenz auf die Jugend als Heilsbringer (Giovinezza, Giovinezza).
Die einfache Gegenüberstellung Gemeinschaft - Individuum zur Bestimmung des Longhouse-Geistes greift daher meines Erachtens nicht. Mussolini war sicherlich kein Longhouser, haha.
Ansonsten guter Artikel. Für den Kampfbegriff denke ich reicht aus zu verstehen, dass Longhouse eine Verweiberung und Erstarrung bedeutet. Blos nichts ändern, blos keine Konflikte, immer schön Belehren wie die Regeln sind - Linke eben.
Sorry Archäologiestudent hier. Unsere Vorfahren waren bei weitem nicht so Primitiv wie dargestellt (Nebenbei, das Langhaus als Bauform gab es wesentlich länger, worüber in diesem Artikel geschrieben wird ist das Wohnstallhaus, und das gab es in manchen Regionen auch bis weit ins 17. Jahrhundert). Die Menschen in der Frühzeit waren weitaus Hygienischer als man das denkt, z.b. die Germanen wurden von den Römern teilweise als Sauberkeitsfanatiker belächelt. Schon in der Steinzeit sind Kämme eine der weitverbreitetsten Funde. In einem Langhaus haben auch keine 50-100 Menschen in einem Raum gelebt, sondern eher vielleicht 15-20 in einem Haus. Anhand von Friedhöfen kann man einigermaßen die jeweilige Bevölkerung einer Siedlung abschätzen, und das dann auf die gefundenen Häuser hochrechnen.
Das 1. ziemlich groß war (im Schnitt für z.b. die Aunjetitzer Kultur etwa 25-30x6-8m, also 150-250 Quadratmeter, während das größte 11x56m groß war, und 2. eben höchstwahrscheinlich nicht nur ein Raum. Wir wissen einfach nur nichts über die Raumaufteilung, weil das eben nur Flechtwerk/Lehm waren, die sich nicht erhalten haben. Aber schon Aufgrund von Phosphatanalysen im Boden kann man ablesen, dass die Tiere nicht frei herumgelaufen sind, sondern auf einen bestimmten Hausbereich beschränkt waren.
Einen großen Einwand hätte ich.
"Wem allerdings die Aussicht auf das Gegenteil des Langhauses Mut und Hoffnung macht - auf das Hochhaus nämlich (...) - der ist rechts."
Das Hochhaus ist nicht rechts sondern unmenschlich. Das Hochhaus versinnblldlicht die Atomisierung innerhalb der Massengesellschaft. Das ist die Steigerung des Langhauses.