Hinsichtlich des politischen Gegners gibt es im rechten Lager zwei verschiedene Ansichten über dessen Beweggründe: Die erste geht davon aus, die Linken seien geisteskrank und bösartig, die zweite davon, sie seien dumm und gutmütig. Im Folgenden werden Gründe dargelegt, warum letztere Sicht die richtige ist und was Vertreter der ersten dazu bewegt, überhaupt so zu denken.
Linke sind nicht geisteskrank
“Geisteskrank” - der Geist leidet an einer Krankheit. Das impliziert, er könne auch gesund sein. Das wiederum benötigt einen einzigen Standard für “krank” und “gesund”. Einen allen Menschen gemeinsamen Standard. Und hier sind wir schon beim Kern des Pudels: Wie soll dieser Standard überhaupt festgestellt werden? Von wem? Von dem etwa, der sich gesund wähnt? Derjenige muss ja aber vorher schon zwischen krank und gesund unterschieden haben - wie sollte er sich sonst als gesund beurteilen können? Und was ist der Maßstab dafür, dass er Recht haben soll? Dass es sich so anfühlt? Dass ihm eine große Zahl an Anderen zustimmt?
Werturteile sind niemals wahr. Das einzige, das sich wirklich feststellen lässt, ist, wer und wie viele in einem Werturteil übereinstimmen - und was diese Urteilenden ausmacht, was sie verbindet. Das Werturteil “geisteskrank” stammt aus der Psychologie, die von Anfang an, bis auf wenige Ausnahmen, christliche Werte zur Basis hatte, die auf Instinkten der Herde beruhen. Geisteskrank ist, wer bestimmte Verhaltens- und Denk-Auffälligkeiten aufweist, die von der Herde nicht akzeptiert werden - die der Herde wider den Geschmack gehen. Psychologen sind Herdenmenschen.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Antithesen zur Ruhe und zum Frieden - dem, was die Herde, was “man” unter “Glück” versteht. Antithesen wären also beispielsweise Unberechenbarkeit, Kriegslüsternheit oder generelle Chaos-Affinität. Solche Charaktereigenschaften werden im nächsten Schritt auf verschiedene psychologische Kategorien, Störungen genannt, zurückgeführt und damit gebannt - Bannworte sind ein sehr beliebtes Mittel unter Herdenmenschen (Die Abneigung vieler Rechter Pathologisierungen gegenüber stammt aus diesem Bewusstsein;- weil sie diesen Taschenspielertrick erfühlen - wobei sich manche unter ihnen dabei nur eine Rückkehr zum Werturteil “böse” wünschen).
Geistesgesund oder neurotypisch sind im Umkehrschluss alle Charaktereigenschaften, die der Herde zu eigen sind, die kompatibel mit ihrer Lebensweise sind. Diesem Werturteil-Paar nach sind Linke nicht geisteskrank, sondern im Gegenteil: In hohem Maße geistesgesund. Wobei natürlich der Geistesgesündeste der “kleine Mann” ist, der “Ottonormalbürger” - denn auch unter Linken gibt es ja noch Chaoten oder zumindest solche, die danach aussehen. Das ist die Ursache hinter Statistiken, in denen Linke “geisteskranker” als “Rechte” sind - wobei die “Rechten” da natürlich niemals wirklich genuine Rechte sind, sondern selbst Herdenmenschen.
Kein Linker ist auf Unruhe oder Krieg oder Chaos aus. Höchstens als Mittel zum Zweck der Herbeiführung der ewigen Utopie, in der es nur noch Ruhe und Frieden gibt - und kein Leid. Der Begriff “links” umfasst alle Gruppen, Ideologien und Bewegungen, die auf dieses ultimative Ziel aus sind: Christentum, Kommunismus, Liberalismus. Für ein Attest der Geistesgesundheit ist er nicht hinreichend, aber notwendig. Denn jemand, der nicht auf Ruhe und Frieden aus ist, sondern notwendig auf Unruhe und Krieg;- der wird von der Herde und ihren Psychologen-Hirten eindeutig als geisteskrank beurteilt. Und es ziemt sich nicht, die Linken wegen ihrer Methoden zu kritisieren - ihre Ziele sind das uns Dystopischste überhaupt. Daran erkennt man einen Rechten - mein Satz.
Zum Schluss dieses Abschnitts ein kleiner Exkurs: Es gibt auch eine Wertungsweise jenseits der Herde, die die Werturteile “krank” und “gesund” zulässt und die sich alle Vornehmen teilen. Sie ist aber nicht gleichbedeutend mit der psychologischen Wertung.
Der Zustand der Krankheit ist in der vornehmen Wertungsweise dadurch definiert, dass ein Kranker sich zu einem Zustand des geminderten Leids hinsehnt, weil ihm sein Krankheits-Leid unerträglich ist. Der gesunde Zustand ist hingegen einer der Machtfülle und Vitalität, einer elektrisierten Angriffshaltung und Spannung. Der kranke Zustand ist einer des Machtmangels. Er ist ein reifer Boden für das Gewächs des Neids und Ressentiments. Idealerweise ist er nur vorübergehend.
Linke, die sich per Definition nach einer ruhigen, friedlichen und leidlosen Utopie der Gleichheit sehnen, können nach dieser vornehmen Wertungsweise also durchaus als krank bezeichnet werden. Nur ist hier die Begründung ja eine völlig Gegenteilige, eine rein Physiologische, Amoralische. Und sie ist physiologisch, daran besteht kein Zweifel: Der Geist ist nur eine Zeichensprache des Leibes. Verwundert es, dass das Versagerkraut, ein Narkotikum, ein Ruhig-Steller, unter Linken beliebt ist? Und was sagt uns das über das Alkohol…?
Linke sind nicht bösartig
Das Werturteil “böse” ist deutlich älter als das heutige “geisteskrank”. Genealogisch betrachtet existierte es vor dem Judentum bzw. Christentum nicht - jedenfalls gibt es dazu keine Aufzeichnungen. Das antike Griechenland und das antike Rom hatten keinen Begriff vom Bösen. Wohl aber vom Schlechten.
Schlecht war für die antiken Griechen und Römer alles, was nicht ihrer Eigenart, der Eigenart der vornehmen Adligen entsprach. Also im Wesentlichen “das Volk” - das gemeine Volk. Gemein hat eine doppelte Bedeutung: Einmal im Sinne von all-gemein, also dem Gegenteil von außergewöhnlich und dann im Sinne von niederträchtig. Ist diese Doppeldeutigkeit Zufall? Wohl kaum. Das Wort gemein war ursprünglich wohl vollständig oder in großen Teilen synonym mit dem Wort schlecht. Das Gegenteil davon war ursprünglich das Werturteil “gut” - die Selbstbezeichnung der Vornehmen. “Gut” stand einmal für alles, was die Vornehmen ausgemacht hat, was ihre Eigenart war. Das ist die antike, vornehme Wertungsweise.
Die versklavten Massen, “das Volk”, trachteten natürlich danach, diesen Zustand abzuändern und selbst an die Macht zu kommen. Die Feinsten unter ihnen, die Priester, nahmen zu diesem Zweck eine Umkehrung der vornehmen Wertungsweise vor. Sie verkehrten das aristokratische “Schlecht” zum neuen “Guten” und setzten das aristokratische “Gut” mit dem neugeschaffenen Begriff des “Bösen” gleich. Fortan bezeichnete “gut” alles, was Eigenart der Sklaven war. Das war ein unglaublicher psychologischer Kunstgriff, der die Sklaven ermächtigte und dem der Adel beinahe wehrlos ausgeliefert war. Es war die Geburtsstunde des Christentums - die Bibel legt Zeugnis darüber ab, wie wirkungsvoll diese Umwertung der Werte war. Wer fühlt selbst heute keine Genugtuung der Rache und des Mitleids, wenn er die Bibel liest?
Und das ist der springende Punkt: Warum wird hier vom Ursprung der Wertungsweise “Gut versus Böse” geschrieben? Weil sie sich bis heute fast völlig unverändert fortsetzt! Im Rahmen des Christentums kamen die Sklaven in Rom zum Macht-Übergewicht. Das heißt nicht, dass etwa ein einzelner Sklave zum Diktator wurde - obwohl auch das passierte. Das heißt, dass die sklavische Wertungsweise “gut versus böse” Grundlage für alle folgenden Regierungen, Reiche, Staaten, Gesellschaften wurde. Auch der Heutigen. Ja - wir sind tatsächlich historisch existent. Es kamen viele völlig andere Gesellschaften und Menschen vor uns.
Linke sind selbstredend nicht böse. Oder sehen die etwa aus wie die griechische und römische Aristokratie? Natürlich nicht. Tatsächlich sehen sie aus wie deren Gegenteil - wie die Sklaven. Und genau von denen stammen sie auch ab. Die Linken sind die “Guten”, nicht die “Bösen”. Die wahren Rechten sind die, die eine zweite Umkehrung aller Werte wollen, eine Rück-Umkehrung (vielleicht eine völlig neue Umkehrung?). Die echten Rechten sind also die “Bösen”, die antik Guten, die Vornehmen, die Edlen. Jedenfalls das, was von ihnen heute noch übrig ist.
Auffällig ist zudem, dass die sklavisch-christliche Wertungsweise “böse versus gut” identisch ist mit der Herden-Wertungsweise “geisteskrank versus geistesgesund”. Es wäre tatsächlich nicht abwegig, zu behaupten, “geisteskrank” sei schlichtweg das säkularisierte “böse”. Die Gebildeten im Volk, in der Herde, sind sich ja heute zu fein für das Christentum und für christliche Symbole. “Böse” sagt man nicht mehr, das gilt als minderbemittelt, rückständig. “Geisteskrank” oder besser noch: Psychisch beeinträchtigt (wie süß, mild und mitleidig-zuvorkommend diese Begrifflichkeit im Vergleich doch ist!) ist allerdings zulässig, das macht keine Gewissensbisse. Dabei bezeichnet es im Wesentlichen das Gleiche. “Geisteskrank und böse” ist also, genau genommen, eine redundante Zwillingsformel - vielleicht instinktiv darauf ausgelegt, sowohl säkularisierte, als auch religiöse Christen anzusprechen.
Die Ursache
“Frei nennst du dich? Deinen herrschenden Gedanken will ich hören und nicht, daß du einem Joche entronnen bist.
Bist du ein solcher, der einem Joche entrinnen durfte? Es gibt manchen, der seinen letzten Wert wegwarf, als er seine Dienstbarkeit wegwarf.
Frei wovon? Was schiert das Zarathustra? Hell aber soll mir dein Auge künden: frei wozu?”
Also Sprach Zarathustra, Vom Wege des Schaffenden
“Wir sind die Guten” - wie oft wird das auf rechter Seite gesagt? Wie sehr sehnen “Rechte” sich danach, “die Guten” sein zu wollen? Sehr oft, beinahe durchgehend. Und sie meinen es auch noch ernst. Die wichtige Frage dazu ist nicht: “Was bringt das?”, wie der geneigte Pragmatiker und Mathematiker jetzt denken würde - sondern: “Warum ist das so?” Das ist die entscheidende Frage, die kaum einer stellt: Die Frage nach der Ursache.
Die Antwort: Weil jene “rechten Guten” eben selbst nicht rechts sind - ganz physiologisch nicht rechts. Sondern links. Weil auch sie sich ultimativ nach der linken Utopie sehnen. Weil auch sie instinktiv alles das zerschlagen und vernichten wollen, was ihnen Angst macht und potenziell Leid verursacht. Weil auch sie krank, schlecht und gemein sind - der vornehmen Wertungsweise nach.
Aus dieser Grundhaltung heraus ergibt sich der Wunsch, der Gegner möchte doch bitte für alles stehen, was man hasst und fürchtet - für das Böse. Und es ist ein Wunsch - machen wir uns da nichts vor. Das World Economic Forum wird genau deswegen auf das Podest der “Weltenlenker” erhoben - weil man sich einen bösen Feind wünscht! Nicht, weil er tatsächlich böse wäre. Diese Tatsache ist unausweichlich. Es gibt manchen, der gebetsmühlenartig wiederholt: “Linke sind geisteskrank und bösartig.” - Ein solcher klammert sich fanatisch an diesen seinen Wunsch, so wichtig ist er ihm…
Der Pragmatiker wendet ein: “Ja, die Analyse stimmt. Aber die Masse ist heute nun einmal Herde. Müssten wir uns ihren ästhetischen Ansprüchen nicht wenigstens so lange beugen, bis wir an der Macht sind und tun und lassen können, was wir wollen?” - Könnten wir das dann? Und sind wir hier auch wirklich wir - also die Vornehmen? Erst wenn beide Fragen endlich bejaht werden können, kann auch der Pragmatiker in seinem Populisten-Weg bestätigt werden.
Gerade das ist aber unwahrscheinlich, um nicht zu sagen: unmöglich, denn einerseits hat das Volk eine gewisse und unzureichend ergründete Eigendynamik, die zum Linken tendiert. Und andererseits zieht Herden-Propaganda auch Herden-Menschen an - und das rechte Lager ist mittlerweile voll von solchen.
Was stattdessen tun? Diejenigen Instinkte in Deutschen ansprechen, die noch vornehm sind. Wodurch? Durch einen Tyrann, einen großen Verspotter, einen deutschen Trump. Was bedarf es dazu? Eines vornehmen Umfelds;- eines Bodens, auf dem er wachsen kann. Wie wird dieser Boden erschaffen?
Durch eine Umwertung aller Werte. Wir müssen erkennen, wer unseresgleichen ist - wer wenigstens Bauchschmerzen bekommt, wenn er hört, die Linken seien “geisteskrank und bösartig”, weil er weiß, dass sie in Wirklichkeit “gut und gerecht” sind - oder, vornehm gesprochen: schlecht und gemein. Und wer ebenso weiß, dass unser größtes Verhängnis keine schlimme Not oder Krieg ist, sondern die große Langeweile - das Paradies der Linken.
Linke sind nicht furchteinflößend, sondern ekelerregend.